Olaf Nicolai

Escalier du Chant

  1. Uraufführungen
  2. Rolf Riehm Szene U5
  3. Jennifer Walshe Julian & Kanye
  4. James Saunders distribution study #4
  1. Wiederaufführungen
  2. Elliott Sharp The Ballad of Bradley Manning
  3. Tony Conrad Discipline
  4. Tony Conrad Homeless

James Saunders distribution study #4

  • Truike van der Poel, Mezzosopran
  • Martin Nagy, Tenor
  • Guillermo Anzorena, Bariton
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Deutsch

Es ist dieses Modell desorganisierter Störung und widerständigen Unternehmertums, das den Kern dieser Bewegung [...], wie wir sie heute in den Studentenprotesten gegen die beabsichtigten Erhöhungen der Studien-gebühren erkennen können, bildet [...]. Dieses Paradigma wird befördert durch dezentrali-sierte und selbstorganisierte Netzwerke, die von Natur aus flexibler, dynamischer und weitaus besser imstande sind, auf schnell wechselnde Ereignisse zu reagieren, als die Modelle zentralisierter, hierarchischer Organisationen, denen Bürokratien anhängen, deren ureigenes Wesen eine schnelle und effektive Entscheidungsfindung erschwert.

-Aaron Peters

»Eine sehr kleine Gruppe von Demonstranten, etwa drei- bis vierhundert Menschen, ist vor Topshop stehen geblieben. Die Polizei istdarauf bedacht, bei der Kommunikation mit den Menschen vor Ort soziale Medien zu nutzen, da sie wissen, dass viele von ihnen jung sind. Nach neuesten Informationen wurden bis jetzt keine Kessel gebildet. Die Demonstranten haben Angst, zwischen Polizeiketten gefangen zu werden – also wird ein wenig Katz und Maus gespielt. Viele der Demonstranten bewegen sich sehr schnell. Wir laufen kilometerweit mit den Demonstranten, während sie versuchen, außerhalb von Polizeiabsperrungen zu bleiben. Wir haben einige Handgemenge mit der Polizei miterlebt. Die ganze Zeit schauen Einkäufer zu – schließlich ist Samstagnach-mittag. Die Atmosphäre ist nicht gewalt-tätig, aber auf jeden Fall lebendig.«

-Tom Symonds, BBC News, March 26 2011

Statement

Unter Verwendung des Modells dezentrali-sierter und selbstorganisierter Netzwerke, wie sie durch große, zerstreute Gruppen genutzt werden, um sich massenhaft zu mobilisieren und zu demonstrieren, funktio-niert »distribution study« als Komposition für persönliche, verteilte Aufführungen. Die Umsetzungen des Stückes katalysieren die Entstehung eines Verteilernetzwerks der Partitur. Kopien der Partitur werden den Besuchern frei zugänglich gemacht, die sie wiederum an Empfänger weitergeben können, die bereit sind, dasselbe zu tun. Dieser Austausch wird durch eine Website kartiert, die zeigt, wie zwischenmenschliche Kommuni-kationsnetzwerke die Ausbreitung von Information formen können.

Das Stück betrachtet außerdem die Art und Weise, wie sich Menschen Objekte aneignen und sie weitergeben, wie sie kommunizieren und miteinander in Kontakt treten, jenseits der sozialen Netzwerke im Internet. Bei dem von mir vorgeschlagenen Projekt ist es der direkte, unmittelbare Kontakt zwischen Menschen, der zum Distributionsmittel einer Idee wird. Was in diesem Fall heißt, dass eine Klangstruktur auf eine unaufdringliche und stille Weise aufgeführt wird. Diese Idee hat ihren Ursprung in der Verteilung von Flugblättern als Mittel der Informations-verbreitung. Für mich ist dieser direkte Kontakt in einem Zeitalter, wo jeder online unser Freund ist und in dem es einfach ist, seine Meinung in einem Blog kundzutun, den niemand liest, von großer Bedeutung.

English

It is this model of disorganised disruption and of dissent entrepreneurship that is at the heart of [...] the movement against the proposed increases in tuition fees, as we are seeing today with the student protests [...]. This is a paradigm informed by decentralised, and self-organising networks that are inherently more flexible, dynamic and are more capable of reacting to fast-changing events than those of centralised, hierarchical organisations with bureaucracies that, by their very nature, hinder quick and effective decision-making.

-Aaron Peters

»A very small group of protesters, maybe three to four hundred people, stopped outside Topshop. The police are being careful to communicate with people on the ground using social media, knowing many are young. One update is that there are no kettles so far. Protesters are very worried they will get caught within police cordons — so there is a bit of a game of cat and mouse. Lots of these protests are very fast-moving. We walk miles with these protesters as they try to keep out of police cordons. We saw some scuffles with police. Watching all the time are shoppers — this is Saturday afternoon. It is not a violent atmosphere, but it's certainly a lively atmosphere.«

-Tom Symonds, BBC News, March 26 2011

Statement

»Distribution study« takes as its model a decentralised and self-organising network utilised by large, dispersed groups of people mobilising en masse for the purpose of protesting. It operates as a composition made for personal, distributed performance. Each realisation of the piece catalyses an emergent score-distribution network. Copies of the score are made freely available to visitors, who may pass them on to willing recipients, who may in turn do the same. These exchanges are mapped via a website, showing the way in which inter-personal communication networks can shape the diffusion of information.

The piece also examines the way in which people give and receive objects, communicate and make contact with each other away from social networking sites. It is about direct contact between people as a means of distributing information, which in this case is a sound structure performed in an unobtrusive and quiet manner. It has its roots in leafleting as a method of disseminating information. For me this direct contact is important in an age where everyone is our friend online, and where it is easy to convey one’s point of view in a blog which nobody reads.

Quellen / sources: leftfootforward.org nus.org.uk (Letzter Zugriff / last access: 8.3.2011)